Tischtennisspieler des Post SV Augsburg begegnen den zwei- und vierbeinigen Bewohnern des Paulihofs in Kühbach (Landkreis Aichach-Friedberg) – Die Lechwerke (LEW) ermöglichen diese Aktion im Rahmen des Post SV-Projekts „Wir fördern Talente!“
So etwas hatten die Tischtennis-Spieler des Post SV unter der Leitung von Trainer Oliver Gamm noch nicht erlebt. Denn als sie zu einem Tischtennis-Nachmittag im Paulihof ankamen, wurden sie nicht nur von den acht Kindern und Jugendlichen begrüßt, die zusammen mit ihren pädagogischen Fachkräften in dieser Jugendhilfeeinrichtung im schwäbischen Kühbach leben. Nein, auch die vierbeinigen Bewohner, zum großen Teil sog. Gnadenbrottiere, begrüßten sie mit Gebell, Kikerikis sowie anderen tierischen Lauten und beschnupperten sie neugierig. Den Katzen wurde es dann aber zu laut und sie verzogen sich, als der Gemeinschaftsraum im Stallanbau zu einer kleinen Tischtennishalle improvisiert wurde. Leo, Turan und Hopi, die drei Hunde des Paulihofs, waren aber höchst interessiert an den Besuchern mit ihren kleinen weißen Bällen und wollten immer wieder aktiv mitmachen. Und aus den benachbarten Ställen schauten immer wieder die Pferde und Esel herüber, um das für sie unbekannte Treiben zu beobachten.
Drei Spielstationen waren aufgebaut worden. Ein ganz normaler TT-Tisch stand in der einen Hälfte des Raumes, an dem nach kurzer Begrüßung gleich mit Rundlauf begonnen wurde. Am anderen Ende des Raumes wurde der sechseckige Esstisch zur TT-Spielfläche umfunktioniert. Eine Reihe Gläser diente als Netz-Ersatz und es konnte mit verschiedenen Doppel- und Mixed-Kombinationen losgehen. Zum Glück war auch Petrus wohlgesonnen, so dass ein kleiner TT-Tisch, den die Postler mitgebracht hatten, im Freien aufgestellt werden konnte. Auch dort kam es sofort zu einem begeisterten und begeisternden Rundlauf. Die Kids des Paulihofs waren mit größtem Eifer bei der Sache und stellten sehr schnell fest, dass ihre Ängste, nichts zustande zu bringen, völlig unbegründet waren. Denn mit den Tipps der Augsburger „Profis“ gelang es ihnen, von denen die meisten noch nie Tischtennis gespielt hatten, ganz schnell, den Schläger richtig zu halten und dann den Ball gezielt auf die andere Plattenhälfte zu platzieren.
Ulrike Heigenmooser, die Leiterin des Paulihofs, betonte die Wichtigkeit und Bedeutung der Aktion, weil die dabei erzielten Erfolgserlebnisse für das Selbstvertrauen und den Selbstwert ihrer Schützlinge äußerst wichtig seien. „Vor dem Turnier hatten einige der Kinder Angst, da sie meinten, sie können ja nicht Tischtennis spielen, und wollten gar nicht mitmachen. Doch durch die motivierende und ansteckende Begeisterung der „Profis“, verloren sie ganz schnell ihre Ängste und waren mit Begeisterung dabei. Die Freude, das Lachen und den Spaß, den die Kinder und Jugendlichen hatten, war einfach wunderbar.“
Sie bedankte sich auch herzlich für die Tischtennisschläger, die die Augsburger Tischtenniskiste am Vogeltor als Gastgeschenke mitgegeben hatte.
Nach dem gemeinsamen Sport und Spiel gab es für die Augsburger Gäste noch eine ausführliche Führung durch die beeindruckende und hochinteressante Anlage. Beim anschließenden gemeinsamen Kaffeetrinken und Kuchenessen erzählten die Kinder und Jugendlichen dann noch von ihrem Leben auf dem Paulihof, insbesondere auch von ihrem Leben mit den Tieren und den Erfahrungen, die sie dadurch machen. Das Zusammensein war für alle Beteiligte ein wunderbares Erlebnis.
Der Paulihof – Heilende Pädagogik mit Tieren, des Kinderschutz München, ist eine stationäre heilpädagogisch-therapeutische Einrichtung für traumatisierte Kinder und Jugendliche, mit dem Schwerpunkt tiergestützte Pädagogik und Therapie.
Die hier lebenden Kinder und Jugendlichen haben Verlust, Gewalt und/oder Misshandlung erlebt, hatten keine stabilisierenden Beziehungen und wurden in ihrer Not allein gelassen.
Die Folge ist vor allem, dass diese Kinder und Jugendlichen weder in sich noch in andere Personen Vertrauen haben und sich innerlich von ihrer Umwelt und auch von sich selbst verschließen.
Auf dem Paulihof finden diese Kinder einen geschützten Ort.
Durch Halt gebende Strukturen, angenommen sein wie ich bin, und vor allem im Kontakt mit den Tieren, lernen sie, ihre psychischen und emotionalen Krisen zu überwinden und wieder Vertrauen zu sich und anderen Menschen zu gewinnen.
Die Tiere sind hier Mittler in diesem Prozess. Sie beurteilen nicht, verzeihen, und sind Spiegel. Die Begegnung mit ihnen und die Versorgung der Tiere ermöglichen den Kindern und Jugendlichen neue Erfahrungen und fördern Prozesse körperlicher, emotionaler und sozialer Entwicklung und Gesundung.
Die Erfahrung von Gemeinschaft, alle sind wichtig und werden gebraucht (z.B. um die Tiere zu versorgen), alle sind wertvoll und stecken voller Talente (z.B. beim Führen und Füttern bestimmter Tiere, beim Musizieren, beim reparieren des Koppelzaunes), fördert das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein.
Link zum Zeitungsartikel: 2016-05 Paulihof ein bisschen wie Pippi Langstrumpf